Fahrradfahren bei Gewitter? Lieber nicht, ist unsere Empfehlung. Denn jährlich sterben im Schnitt zehn Menschen in Deutschland durch einen Blitzeinschlag. Auch bei einer Fahrradtour besteht diese Gefahr, besonders im Sommer, wenn plötzlich ein Gewitter aufzieht. Wie sich Fahrradfahrer bei einem Gewitter mit Blitz und Donner richtig verhalten und schützen können, erklären wir in unserem Artikel.
Warum ist ein Gewitter für Menschen gefährlich?
Jeder Mensch kennt die Eigenschaften eines Unwetters, bei dem es stürmt, blitzt und donnert. Die größte Gefahr geht dabei von den Blitzen aus. Es handelt sich um elektrische Entladungen, die durch elektrische Felder in den Wolken oder zwischen Erdboden und Wolken entstehen. Dabei treten Spannungen von bis zu 100 Millionen Volt auf. An einem typischen Gewitter-Tag in Deutschland schlagen beispielsweise bis zu 100.000 Blitze auf der Erde ein. Die Gefahr für Fahrradfahrer, von einem solchen Blitz getroffen zu werden, ist deshalb immens hoch.
Bis zu zehn Menschen sterben jährlich durch Blitzeinschläge in Deutschland. Gefährlich dabei ist die Tatsache, dass die Blitze bereits zu Verletzungen führen oder tödlich sein können, wenn der Einschlag im Umkreis von zehn Metern passiert. Deshalb besteht im Freien für Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, immer eine Gefahr, wenn ein Gewitter aufzieht.
Fahrradfahren bei Gewitter: Worauf ist besonders zu achten?
Bei einem Gewitter spielt es keine Rolle, ob jemand zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist. Der Glaube, dass der Fahrradrahmen aus Metall einen Blitz besonders anzieht, ist ein Irrtum. Fakt ist, dass der Fahrradrahmen in der Lage ist, elektrische Spannung aufzunehmen und weiterzuleiten. Das konkrete Material des Rahmens ist dabei nicht das entscheidende Kriterium.
Schlägt ein Blitz beim Fahrradfahren in das Fahrrad ein, kann es zu schweren Verbrennungen am Körper kommen. In dem Fall ist es die beste Option, bei einem Gewitter das Rad abzustellen und sich davon zu entfernen. Außerdem ist bei einem typischen Unwetter während einer Fahrradtour auf weitere Gefahren zu achten, um das Ziel unversehrt zu erreichen. Die folgende Übersicht zeigt, wo überall Ungemach droht.
- direkter Blitzeinschlag in den Körper
- Nähe zu Objekten, in die ein Blitz einschlägt
- Berühren von stromleitenden Gegenständen
- Brände oder Explosionen durch Blitzeinschläge
- Blitzüberschlag: Strom springt auf Menschen über
- Schrittspannung: entsteht um die Einschlagstelle von Blitzen
- umfallende Bäume und herabfallende Äste
- einschränkende Sicht durch starken Wind und Regen
Viele dieser Situationen lassen sich mit Vorsicht und Vernunft vermeiden. Ist ein Gewitter abzusehen, was in den meisten Fällen möglich ist, sollten betroffene Radfahrer zügig einen sicheren Ort aufsuchen.
Frühzeitig Schutz vor einem Blitzeinschlag suchen
Häufig machen Fahrradfahrer den Fehler, ein aufziehendes Gewitter nicht richtig einzuschätzen. Wenn es am Horizont grollt und dunkel wird, denken viele Menschen, dass noch viel Zeit bleibt, um trocken bis ans Ziel zu gelangen. Doch ein Unwetter ist meist schneller herangezogen als gedacht. Eine einfache Formel hilft dabei, realistisch einzuschätzen, wie weit ein Gewitter noch entfernt ist und wie viel Zeit dafür bleibt, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Entfernung eines Unwetters berechnet sich so:
- Sekunden zählen zwischen Blitz und Donner
- diese Zahl teilen durch drei
- Ergebnis ist die Entfernung in Kilometern
Idealerweise ist es so, dass Fahrradfahrer frühzeitig erkennen, dass ein Gewitter für Probleme sorgen kann und entsprechend darauf reagieren. Kein guter Ratschlag ist es, auf Biegen und Brechen das angedachte Tagesziel während einer Fahrradtour zu erreichen, bevor das Unwetter tobt. Nasse Fahrradkleidung trocknet meist schnell, doch bei gesundheitlichen Schäden sieht das anders aus. Es ist deshalb besser, sich gar nicht erst in eine Situation zu begeben, die gefährlich wird.
Vor einer Fahrradtour die Wettervorhersage checken
Wer eine Radtour plant, sollte vor dem Start den Wetterbericht checken und auch über den Tag im Blick behalten. Wenn die Wetterlage auf Regen oder Unwetter hindeuten, macht es Sinn, sich vorab geeignete Orte wie Brücken oder Gebäude zu suchen, um dort Schutz vor einem Gewitter zu finden. Ein Blick zum Himmel verrät außerdem früh, ob ein Unwetter im Anmarsch ist, sodass genug Zeit bleibt, sich darauf einzustellen. Ein Hinweis für ein baldiges Gewitter sind Haufenwolken, die sich schnell zu einem Wolkenturm aufquellen, der an die Form eines Ambosses erinnert. Die Wolkenränder sind dabei meist unscharf und fransig.
Nähert sich das Gewitter, ist der Himmel schnell von dunklen Wolken bedeckt. Zu diesem Zeitpunkt ist dann schon mit starken Regenschauern, Sturmböen und Blitzen zu rechnen. Wegen der zahlreichen Gefahren ist es deshalb gut, als Fahrradfahrer solchen Situationen präventiv aus dem Weg zu gehen. Abhängig davon, wo Fahrradfahrer unterwegs sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich vor einem Gewitter und einem Blitzeinschlag in Sicherheit zu bringen.
Gewitter im Freien: Richtiges Verhalten von Fahrradfahrern
Schon im Kindesalter lernen Menschen, wie sie sich bei einem Gewitter im Freien richtig verhalten müssen. Wer im freien Gelände unterwegs ist – das gilt auch für das Radfahren – sucht sich idealerweise eine Vertiefung im Boden und begibt sich in die Hocke. Dabei umfassen die Arme die Knie und die Füße stehen eng zusammen. Den Kopf einzuziehen, um den Abstand zum Boden zu verringern, ist ebenfalls sinnvoll. Bei einer Gruppe von Radfahrern hockt sich jeder einzeln hin und hält am besten einen Abstand von drei Metern zueinander.
Es ist darüber hinaus wichtig, genug Abstand zu anderen metallischen Objekten zu halten, beispielsweise zum Rad oder zu Zäunen. Außerdem stellen hohe und einzeln stehende Bäume eine Gefahr dar. Hier drohen Schrittspannung und Blitzüberschlag, wenn der elektrische Strom nach einem Blitzeinschlag auf in der Nähe stehende Menschen überspringt. Ein Mindestabstand von zehn Metern zu einzelnen Bäumen oder Baumgruppen ist empfehlenswert.
Verhalten bei Gewitter im Wald
Auch in einem Wald ist es für Fahrradfahrer nicht ungefährlich. Daher empfiehlt es sich, an den Waldrand oder auf eine Lichtung zu gehen und sich in einer Bodenvertiefung mit geschlossenen Beinen hinzuhocken. Unbedingt zu meiden sind Aussichtstürme, Antennen sowie hohe Bäume und andere Masten. Blitze entladen sich meist an hohen Objekten, von denen sich Menschen deshalb weit weg aufhalten sollten.
Verhalten bei Gewitter am Wasser
Wer eine Fahrradtour in Wassernähe macht, etwa auf dem Ostseeradweg oder dem Donauradweg, sollte sich bei einem Unwetter nicht direkt am Ufer aufhalten. Besser ist es, das Ufer zu verlassen, denn Blitze schlagen oft auch im Wasser ein. Innerhalb von 100 Metern um den Einschlagsort können dabei elektrische Ströme im Boden oder auf dem Wasser entstehen und zu Stromschlägen führen. Demzufolge besteht ebenso eine hohe Lebensgefahr, wenn jemand im Wasser schwimmt, in einem Boot sitzt oder Stand-Up-Paddling betreibt. Ein Stromschlag im Wasser führt häufig zu einem Schock und Herzstillstand. Ein hoher Mast, etwa auf einem Segelboot, begünstigt einen Blitzeinschlag.
Verhalten bei Gewitter in den Bergen
Fahrradfahrer, die mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs sind und von einem Gewitter überrascht werden, sollten sich vor allem von Felswänden und felsigen Böden fernhalten. Ein Blitzeinschlag verbreitet sich bei solchen Unterböden über weite Entfernungen. Ebenso leiten nasse Felswände, Drahtseile oder metallische Griffe den elektrischen Strom weiter. Zudem besteht die Gefahr für einen Steinschlag. Weil gerade in den Bergen das Wetter schnell umschlägt, ist zu empfehlen, rechtzeitig eine Berghütte oder Schutzhütte aufzusuchen oder zügig ins Tal abzufahren.
Verhalten bei Gewitter in der Stadt
Die meisten Fahrradfahrer sind in der Stadt mit ihrem Rad auf Achse. Hier ist die Gefahr bei einem Gewitter mit am geringsten. Wenn in der Stadt ein Unwetter aufkommt, sind Gebäude oder Unterführungen eine sichere Zone. Die Gebäude besitzen Blitzschutzanlagen und bieten daher besten Schutz.
Insassen im Auto sind bei Gewitter geschützt
Anders als bei Radfahrern bietet der Innenraum eines Autos ausreichend Schutz vor einem Gewitter, sofern es sich nicht um ein Cabrio handelt. Die Karosserie des Fahrzeugs ist zwar aus Metall, bildet aber eine geschlossene Hülle wie bei einem Faradayschen Käfig. Der Strom fließt bei einem unwahrscheinlichen Blitzeinschlag direkt über die äußeren Flächen in den Boden.
Die Insassen im Auto sind daher sicher, solange sie nicht aussteigen und das Auto von außen berühren. Problematisch ist beim Autofahren während eines Gewitters lediglich bei einem schweren Unwetter die starke Beeinträchtigung der Sicht.