Drei Radfahrer sterben durchschnittlich pro Jahr nach einem Dooring-Unfall in Deutschland. Wenn Autofahrer unachtsam sind und ihre Autotür öffnen, ohne sich vorher umzuschauen, droht für Fahrradfahrer die oft unterschätzte Gefahr von Dooring. Was sich hinter diesem Begriff verbirgt und wie sich Menschen auf dem Rad gegen Dooring am besten schützen, liest du in unserem Artikel.

Definition: Was ist ein Dooring-Unfall?

Der Begriff Dooring leitet sich ab aus der englischen Sprache und steht übersetzt für eine Tür. Im Straßenverkehr ist damit in den meisten Fällen die Autotür gemeint. Dooring steht für Unfälle, bei denen Nutzer eines Motorrads, Fahrrads oder E-Scooters mit einer sich plötzlich öffnenden Autotür kollidieren. Auch für Fußgänger kann Dooring unangenehme Folgen haben, besonders bei eingeschränkten Sichtverhältnissen.

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) veröffentlichte 2020 eine Studie über das Risiko von Unfällen von Fußgängern und Radfahrern mit parkenden Autos. Dabei wurden im Zeitraum von 2012 bis 2016 alle Fahrradunfälle in Sachsen-Anhalt und einzelnen Städten untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigten beispielsweise, dass etwa jeder fünfte Unfall mit dem Fahrrad sehr eng im Zusammenhang mit Dooring stand. Durch gestiegene Verkaufszahlen von E-Bikes und E-Scootern in den letzten Jahren erhöhte sich die Gefahr von Dooring-Unfällen zunehmend.

Gründe für Zusammenstöße von Radfahrenden mit Autotüren

Es ist schneller passiert als gedacht. Ein Autofahrer parkt am Straßenrand und ist beim Aussteigen nicht aufmerksam. Er öffnet die Autotür und übersieht dabei einen nahenden Radfahrer. Doch warum achten viele Menschen nicht auf ihre Umgebung, wenn sie das Auto verlassen? In vielen Fällen sind sie einfach abgelenkt oder verkennen die Gefahr für Menschen auf dem Fahrrad. Das Risiko für einen Dooring-Unfall ist besonders in Situationen höher, in denen verschiedene Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen. Dazu gehören Knotenpunkte wie Ampeln oder ganze Kreuzungsbereiche.

Die Gefahr für das Leben lauert jedoch auch auf Straßen, die einen Radfahrstreifen besitzen. Oftmals führen die Fahrbahnen für Radfahrer ohne Abstand unmittelbar an den parkenden Autos am Seitenrand vorbei. Unübersichtliche Verkehrsbereiche und Parkverstöße begünstigen solche gefährlichen Dooring-Unfälle.

Nach einem Zusammenstoß stellt sich schnell die Schuldfrage. Wer war unaufmerksam und hätte den Unfall verhindern können? Insassen eines Autos ignorieren oft die Gefahr beim Öffnen der Tür und schauen vorher nicht, ob andere Verkehrsteilnehmer auf der Straße fahren. Hinzu kommen weitere Gründe dafür, dass Autofahrer beim Aussteigen unaufmerksam agieren:

  • Telefonieren
  • laute Musik
  • Stress und Eile
  • Müdigkeit
  • Trunkenheit am Steuer
  • Dialog mit Kindern
  • Streitgespräche

Nicht selten können solche schweren Unfälle auch verhindert werden, indem Fahrradfahrer oder Menschen auf einem E-Scooter vorsichtiger unterwegs wären. Auch sie lassen sich auf ihrem Fortbewegungsmittel ablenken oder fahren aus verschiedenen Gründen unkonzentriert:

  • zu schnelles Fahren
  • wenig Abstand zu Autos
  • gefährliche Fahrmanöver
  • Telefonieren
  • laute Musik in den Kopfhörern
  • versperrte Sicht
  • Müdigkeit
  • Trunkenheit am Steuer
  • Stress und Eile

Unfallfolgen nach Zusammenstoß mit einer Autotür

Ein Aufprall auf eine plötzlich geöffnete Türe eines geparkten Autos kann zu gefährlichen Stürzen führen. Die Folge sind bei Radfahrern dann Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche oder Schürfwunden. Im schlimmsten Fall ist das Leben eines Fahrradfahrers in Gefahr, obwohl es nicht zwingend zum Zusammenstoß mit der Tür kommt. Wer noch rechtzeitig erkennt, dass sich eine Autotür öffnet, versucht häufig reflexartig auszuweichen – in den meisten Fällen auf die Fahrbahn, auf der permanent Autos vorbeirauschen.

Allerdings ist das Risiko durchweg präsent, von einem vorbeifahrenden Auto erfasst zu werden. Bei einem Sturz besteht diese Gefahr ebenso. Zudem können andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Fahrradfahrer in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn sie in unmittelbarer Nähe des Dooring-Unfalls gerade vorbeikommen. Wer auf einem Zweirad unterwegs ist, ob Fahrrad, Motorrad oder E-Scooter, hat meist keinen Schutz bei einem Dooring-Unfall.

Ein Radfahrer hat entsprechend seiner Fahrgeschwindigkeit bestenfalls nur eine Sekunde, um in einer plötzlichen Gefahrensituation zu reagieren. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde beträgt der Bremsweg von Fahrradfahrern etwa elf Meter. Deshalb ist Dooring so gefährlich und für Radfahrer kaum zu vermeiden, wenn ein Autofahrer in seinem parkenden Auto am Straßenrand unaufmerksam handelt. In jedem Fall hilft das Tragen eines Fahrradhelms, schlimmere Verletzungen zu reduzieren. Zwar besteht in Deutschland die Helmpflicht für Fahrradfahrer nicht, aber im Interesse der eigenen Gesundheit sollte niemand auf den Kopfschutz verzichten.

Rechtsfolgen beim Dooring: Wer hat Schuld am Unfall?

Wer die Schuld für einen Dooring-Unfall trägt, ist nicht immer sofort klar ersichtlich. Rein rechtlich hängt es von der jeweiligen Situation ab. Daher können neben Autofahrern auch weitere Insassen in einem Auto oder Fahrradfahrer selbst als Verursacher in Frage kommen. Allerdings wird in den meisten Fällen den Autofahrern ein fahrlässiges Verhalten nachgewiesen.

Grund dafür ist der Paragraf 14 Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung. Er sagt aus, dass Personen durch ihr Verhalten beim Ein- oder Aussteigen aus einem Auto keine anderen Verkehrsteilnehmer gefährden dürfen. Wenn Fahrer oder andere Insassen dabei unachtsam agieren, kommen sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nach.

Autotür unachtsam öffnen: Strafen für Autofahrer

Prallt ein Fahrradfahrer mit einer geöffneten Autotür zusammen, ist schnelle und richtige Hilfe gefragt. Wie bei anderen Unfällen muss zunächst die Unfallstelle abgesichert werden, um nachfolgende Unfälle zu vermeiden. Zudem ist allen verletzten Personen schnellstmöglich Erste Hilfe zu leisten. Keinesfalls ist es erlaubt, den Unfallort zu verlassen. Das gilt als Fahrerflucht und unterlassene Hilfeleistung und bekommt eine strafrechtliche Relevanz, die nach Paragraf 323c Strafgesetzbuch (StGB) und Paragraf 142 StGB bewertet werden.

Bei unterlassener Hilfeleistung droht eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine hohe Geldstrafe. Wer Fahrerflucht begeht, muss mit einer Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren oder sehr hohen Geldstrafe rechnen. Hinzu kommen abhängig von der Schadenhöhe noch Punkte in Flensburg (zwei Punkte bis 1.300 Euro Schadensumme, drei Punkte bei über 1.300 Schaden) und ein Fahrverbot zwischen einem Monat und drei Monaten. Übersteigt die Schadensumme den Betrag von 1.300 Euro, sind die Abgabe der Fahrerlaubnis und ein medizinisch-psychologisches Gutachten als Strafe möglich.

Nach einem Dooring-Unfall besteht für Geschädigte ein Anspruch auf Schadenersatz nach Paragraf 249 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Die Höhe eines Schmerzensgeld wird dagegen bei einem Personenschaden individuell durch den Richter festgelegt.

Zusätzlich drohen Bußgelder, wenn jemand beim Aussteigen aus einem Fahrzeug andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.

  • 40 Euro bei Gefährdung
  • 50 Euro bei Schädigung

Rechtliche Folgen für Radfahrer und Nutzer eines E-Scooters

Natürlich stellt sich auch die Frage, ob Fahrradfahrer oder betroffene E-Scooter-Fahrer mit Strafen und Konsequenzen rechnen müssen. Sie besitzen ebenfalls eine Sorgfaltspflicht und sind angehalten, aufmerksam am Straßenverkehr teilzunehmen. Andernfalls trifft sie bei einem Unfall oder einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer eine Teilschuld. Erfolgt beispielsweise der Nachweis, dass eine Autotür bereits länger offenstand und Ausweichen möglich gewesen wäre, hat auch ein Autofahrer einen Anspruch auf Schadenersatz. Deshalb ist es wichtig, auch als Fahrradfahrer besonders umsichtig zu fahren und keine Kopfhörer beim Fahrradfahren mit zu lauter Musik zu tragen oder sich anderweitig ablenken zu lassen.

Dooring vermeiden durch vorausschauendes Fahrradfahren

Ist ein schwerer Dooring-Unfall passiert, ist es meist zu spät für die eigene Unversehrtheit. Die Klärung der Schuldfrage ist dann kein Trost. Daher ist es immer die bessere Alternative, selbst darauf zu achten, solche Unfälle präventiv zu vermeiden. Auch für Fahrradfahrer gilt Paragraf 1 der StVO, rücksichtsvoll und vorausschauend am Straßenverkehr teilzunehmen. Deshalb können sowohl Autofahrer als auch Fahrradfahrer viel dazu beitragen, dass es gar nicht erst zu einem schweren Unfall nach einem Zusammenstoß mit unachtsam geöffneten Autotüren kommt.

So vermeiden Autofahrer einen Dooring-Unfall

  • aufmerksam auf Verkehrsteilnehmer achten
  • Außen- und Rückspiegel benutzen
  • kein Ablenken durch Telefonieren oder andere Personen
  • vorausschauendes Verhalten
  • Geschwindigkeiten von Rädern richtig einschätzen (bei E-Bikes!)
  • Bremsweg von Rädern oder E-Scootern berücksichtigen
  • Schulterblick vor dem Öffnen der Tür
  • Autotür langsam und vorsichtig öffnen
  • holländischen Griff anwenden

Was ist der holländische Griff?

Der holländische Griff, auch Holländer-Griff genannt, hilft Autoinsassen dabei, sich nähernde Fahrradfahrer beim Aussteigen aus dem Auto nicht zu übersehen. Mit der rechten Hand greift der Autofahrer an den Türöffner. Dabei dreht sich sein Körper automatisch wie bei einem Schulterblick nach hinten, sodass andere Verkehrsteilnehmer in der Nähe erkannt werden.

So vermeiden Fahrradfahrer einen Dooring-Unfall

  • angemessene Geschwindigkeit auf Radfahrstreifen
  • Beobachtung von anderen Verkehrsteilnehmern
  • vorausschauend und bremsbereit fahren
  • kein Telefonieren beim Fahrradfahren
  • Verzicht auf Musikhören auf dem Fahrrad
  • Blick auf Lichtsignale von anderen Fahrzeugen
  • eigene gut ausgestattete Fahrradbeleuchtung
  • Abstand von 80 Zentimetern beim Radfahren halten

Was ist eine Dooring-Zone?

Die 80 Zentimeter Abstand zu parkenden Fahrzeugen verweisen auf die sogenannte Dooring-Zone. Diese Zone bezieht sich auf den Öffnungsbereich einer Autotür. Diese Spanne entspricht dem Abstand, der idealerweise zum Auto eingehalten wird. Lässt sich dieser Sicherheitsabstand auf einem Radweg oder Radfahrstreifen nicht gewährleisten, empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) deshalb das vorsichtige Ausweichen auf die Fahrbahn.

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