Der Schlauch ist ein wichtiger Bestandteil von Fahrradreifen und benötigt frische Luft. Diese gelangt beim Aufpumpen über ein Ventil in den Schlauch. Es existieren verschiedene Fahrradventile, die in deinem Reifen verbaut sein können. In unserem Artikel geben wir einen Überblick der Varianten und erläutern ihre Vor- und Nachteile.
Was sind Fahrradventile?
Ein Ventil ist eine Vorrichtung, über das Flüssigkeiten oder Gase geleitet werden. Das Fahrradventil ist eine solche Apparatur am Schlauch oder an einer Felge. Mit einer Pumpe kann Luft in den Schlauch geblasen werden, so dass der Reifen ausreichend Druck bekommt, um fahrtüchtig zu sein. Grundsätzlich können mit einem Ventil die Stoffe eingelassen, ausgelassen oder durchgelassen werden. Fahrradventile gehören zu den sogenannten Rückschlagventilen, weil die Luft nur in eine Richtung durchläuft. Das Ventil am Laufrad sitzt in einem Ventilschaft, dessen Länge und Durchmesser genau auf den Querschnitt und die Bohrung der Felge angepasst ist.
Überblick der verschiedenen Fahrradventile
Im Handel findest du verschiedene Fahrradventile, die jeweils eine eigene Bezeichnung haben und sich in ihrem Aufbau unterscheiden. Allgemein lassen sich die Ventile kurzum in drei gängige Typen unterscheiden:
- Autoventil, auch als Schrader-Ventil bekannt (Abkürzung AV)
- französisches Ventil, auch als Presta-Ventil oder Sclaverand-Ventil bekannt (Abkürzung SV)
- Fahrradventil, auch als Blitzventil, Wood-Ventil oder Dunlop-Ventil bekannt (Abkürzung DV)
Die verschiedenen Ventiltypen lassen sich untereinander nicht tauschen. In einen Schlauch, in dem vorher ein französisches Ventil verbaut war, kann nicht einfach so ein Blitzventil oder ein Autoventil eingebaut werden. Um den Typ der Ventile für dein Fahrrad zu ändern, brauchst du also auch neue Schläuche. Wichtig für die Wahl ist die Bohrung in der Felge. Schläuche mit einem französischem Ventil passen durch schmale Bohrungen hindurch, während das mit Fahrrad- oder Autoventilen nicht funktioniert.
Fahrradventile grenzen sich indessen durch ein weiteres Kriterium voneinander ab. Eine normale Fahrradpumpe füllt nur über Sclaverand-Ventile oder Dunlop-Ventile die Luft in den Schlauch. Besitzt dein Fahrradschlauch ein Schrader-Ventil, benötigst du folglich eine Autopumpe. Diese findest du zwar an jeder Tankstelle, allerdings musst du dein Bike mit einem platten Schlauch im schlimmsten Fall bis dahin schieben. Im Handel gibt es jedoch auch Adapter, mit denen du eine normale Pumpe für Schrader-Ventile nutzen kannst. Moderne Fahrradpumpen verfügen über den Adapter, der bereits integriert ist. Sie besitzen demzufolge zwei Buchsen, die auf das jeweilige Fahrradventil passen. Die eine Buchse wird dann für Schrader-Ventile, die andere für Dunlop- oder Sclaverand-Ventile verwendet.
Neben diesen drei Ventiltypen gibt es darüber hinaus noch das Regina-Ventil, das vorwiegend bei Fahrrädern in Italien in Gebrauch ist. Insgesamt spielt es in der Verbreitung aber keine große Rolle, weshalb wir es in unserem Überblick vernachlässigen.
Das Dunlop-Ventil (DV)
Der Name wird den meisten Menschen sicher bekannt vorkommen, denn dieser Ventiltyp wurde nach seinem Erfinder, dem Reifenhersteller John Boyd Dunlop, benannt. Ein solches Ventil besteht aus drei Teilen. Der Ventilschaft ist mit dem Schlauch fest verschweißt. Dazu kommt das eigentliche Ventil und eine kleine Überwurfmutter, die das Ventil im Rohr fixiert.
Bei älteren Varianten der Ventilart ist konstruktionsbedingt noch ein großer Kraftaufwand nötig, um die Luft durch das Ventil in den Schlauch zu pressen. Die neuen Modelle sind dagegen so gebaut, dass der Widerstand deutlich geringer ausfällt. Das Aufpumpen ist dadurch deutlich leichter und schneller möglich. Aus diesem Grund heißt dieser Ventiltyp auch Blitzventil.
Das Dunlop-Ventil hat im unteren Bereich ein kleines Rohr mit Luftlöchern auf beiden Seiten. Im Innern des Ventils befindet sich bei den neuen Modellen eine kleine Kugel, die verhindert, dass eingelassene Luft wieder entweicht. Beim Pumpen selbst leistet die Kugel keinen Widerstand.
Vor- und Nachteile eines Dunlop-Ventils
Vorteile | Nachteile |
leichte Handhabung | Luftdruck nur mit Pumpe ablesbar |
ohne Werkzeug schnell austauschbar | niedrigster Luftdruck aller Ventiltypen (maximal 5 bar) |
passt für jede Luftpumpe | schlechte Sicherung gegen Diebstahl |
stabile Verarbeitung |
Dunlop-Ventile eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften vor allem für den alltäglichen Gebrauch des Fahrrads. Es sind die am häufigsten verbauten Ventile im deutschsprachigen Raum. Nicht zu empfehlen sind diese Fahrradventile hingegen für das Rennrad.
Das Schrader-Ventil (AV)
Dieser Typ ist das am zweithäufigsten verbaute Ventil bei Fahrrädern. Umgangssprachlich wird es meist als Auto-Ventil bezeichnet, dass diese Art auch bei Fahrzeugen zum Einsatz kommt. Das Schrader-Ventil hat innen am Ventilschaft einen Stift, der heruntergedrückt wird, sobald du die Luftpumpe ansetzt. Nach dem Entfernen der Ventilklappe lässt sich der Fahrradschlauch sehr einfach mit Luft befüllen. Um die Luft wieder abzulassen, drückst du mit einem dünnen Gegenstand auf den Ventilstift.
Vor- und Nachteile eines Schrader-Ventils
Vorteile | Nachteile |
Aufpumpen an jeder Tankstelle möglich | normale Luftpumpen nicht anwendbar |
einfache Handhabung | Austausch nur mit speziellem Werkzeug |
präzises Einstellen und Ablesen des Luftdrucks | maximaler Druck niedriger als bei Sclaverand-Ventilen |
maximaler Druck höher als bei Dunlop-Ventilen |
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stabile Verarbeitung |
Das Autoventil ist ähnlich einfach zu verwenden wie das Dunlop-Ventil. Der größte Vorteil ist zum Beispiel die Möglichkeit, den Schlauch an jeder Tankstelle mit Luft zu befüllen und den Luftdruck sehr konkret festzulegen und zu bestimmen. Diese Ventilformen kommen häufig bei Reiserädern oder bei Mountainbikes zum Einsatz.
Das Sclaverand-Ventil (SV)
Wer ein Rennrad fährt, kommt stattdessen an einem französischen Ventil kaum vorbei. Es ist sehr viel schmaler als die anderen Arten und ermöglicht daher einen maximalen Reifendruck von stolzen 15 bar. Mehr Luftdruck bieten indes keine anderen Fahrradventile. Das Ventil arbeitet mit einer Schraube und einem Senkkopf. Eine Rändelmutter öffnet und schließt das Ventil. Vor dem Aufpumpen muss der Ventilknopf aufgedreht werden, bis er lose ist. Erst dann lässt sich die Luftpumpe ansetzen und der Schlauch mit Luft füllen.
Die Luft, die aus dem Innern des Reifens nach außen drückt, verschließt dadurch automatisch das Ventil, so dass keine Luft herausströmen kann. Beim Aufpumpen des Fahrradschlauches muss nur der Gegendruck im Reifen überwunden werden. Je höher der Reifendruck ist, desto stärker schließt auch das Ventil. Diese Eigenschaft ist perfekt für Reifen, die einen hohen Druck benötigen, wie das beispielsweise bei einem Rennrad der Fall ist.
Vor- und Nachteile eines französischen Ventils
Vorteile | Nachteile |
ideal für sehr hohen Reifendruck | empfindliche Bauteile |
dünnere Bohrung der Felge erhöht deren Stabilität |
hohe Anfälligkeit für Defekte |
präzises Einstellen und Ablesen des Reifendrucks |
|
einfacher Austausch |
Die aufgezeigten Merkmale des Sclaverand-Ventils machen es besonders für Rennräder attraktiv, ebenso aber auch für hochwertige Mountainbikes.
Welche Fahrradventile sind besser?
Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, denn es kommt ganz darauf an, welches Fahrrad du fährst und wo du damit unterwegs bist. Bei der Wahl der richtigen Fahrradventile musst du ohnehin deine eigenen Ansprüche und Bedürfnisse berücksichtigen. Bei Verzicht auf eine Fahrradpumpe ist deshalb das Schrader-Ventil deine erste Wahl. Steht bei dir dagegen die Geschwindigkeit im Mittelpunkt, brauchst du maximalen Reifendruck und idealerweise ein Sclaverand-Ventil. Bist du dagegen ein alltäglicher Radfahrer, zählt eher die leichte Handhabung. Dann entscheide dich für das Dunlop-Ventil.
Für Tubeless-Reifen sind spezielle Ventile erhältlich, die kompatibel zu den schlauchlosen Reifen sein müssen.
Im Fachhandel findest du Fahrradventile in guter Qualität. Praktisch ist ein Set, das sowohl die Ventile, Adapter als auch das nötige Werkzeug beinhalten.