Das Hollandrad ist Kult. Sein Name lässt uns sofort an eine gemütliche Radtour durch malerische Gegenden denken. Doch woher kommt dieses Bild vom Holland Fahrrad eigentlich?

Das Hollandrad und seine Geschichte

Die erste Auffälligkeit beim Hollandrad ist sein Name: Wieso heißt das Holland Fahrrad so? Und kommt es wirklich aus Holland? Die Antwort ist ein bisschen überraschend – denn eigentlich kommt das Hollandrad ursprünglich aus Großbritannien.

Seit dem frühen 19. Jahrhundert entwickelten Fabrikanten in England und Frankreich die ersten serienmäßigen Zweiräder. Damit galten diese Länder als Vorreiter und versorgten durch Exporte auch ihre Anrainerstaaten mit Fahrrädern. Die Niederlande zählten dazu.

1869 kaufte ein niederländischer Schmied von einem durchreisenden Händler ein sogenanntes Veloziped ab. Der Begriff stammt aus dem französischen Sprachgebrauch und wurde später durch den deutschen Begriff des Fahrrads abgelöst. Der Kauf hatte wenig später die Gründung der Firma Burgers zur Folge. Das Unternehmen gilt heute nachweislich als erster Fahrradhersteller in den Niederlanden und hatte bis zu seiner Auflösung 1961 seinen Sitz in der Stadt Deveter. Diese Geschichte hat bis in die Gegenwart ihren Ruf als Gründungsmythos für Holland Räder nicht verloren.

Stabil, bequem und pflegeleicht: Besonderheiten der Holland Räder

Doch was hat Großbritannien nun mit dem Hollandrad zu tun? In den ersten Jahren der Einführung aus dem Ausland kopierten die niederländischen Fahrradhersteller englische Fahrräder einfach nur. Doch schon bald entwickelten sie spezielle Besonderheiten, die das Holland Fahrrad heute so einzigartig machen.

Das Hollandrad und seine Rahmenform

Prinzipiell besteht der Rahmen eines Holland Bikes aus einem Oberrohr und einem Unterrohr. Das soll dem Hollandrad vor allem Stabilität verleihen. Wie auch bei anderen Fahrradtypen unterscheiden sich die Fahrräder aus Holland für Frauen und Männer. Es gibt Hollandräder jeweils für Damen und für Herren.

Beim Holland Fahrrad für Damen ist das Unterrohr gerade. Das obere Rohr ist dagegen leicht gebogen und verläuft somit nicht ganz parallel zum unteren Gestänge. Diese besondere Form ist auch als Hollandbogen, Oma-Rahmen oder Schwanenhals bekannt. Das Holland Fahrrad für Herren besitzt dagegen den klassischen Diamantrahmen.

Sattel und Lenker: Die Sitzhaltung beim Hollandrad

Das Holland Fahrrad unterscheidet sich nicht nur optisch vom Mountainbike oder Rennrad. Viele Menschen empfinden das Fahren mit einem Holland Bike viel bequemer. Der Grund dafür liegt beim Hollandrad Sattel und dem Lenker.

Das Hollandrad hat einen verhältnismäßig flachen Lenkkopfwinkel von etwa 65 Grad. Damit ist beim Fahrrad der Winkel zwischen der Lenkachse des Vorderrades und der Straße gemeint. Dadurch befindet sich der Hollandrad Lenker näher am Körper. Das entlastet sowohl die Arme als auch die Handgelenke und sorgt für eine aufrechte Sitzhaltung. Menschen mit Rückenproblemen finden auf diese Weise ideale Bedingungen, sich mit einem Fahrrad schonend fortzubewegen. Ein gut gefederter Ledersattel als Fahrersitz rundet den Komfort bei den Fahrrädern aus Holland ab.

Wartungsarmut der Holland Räder

Das Hollandrad verfügt mit dem Kettenschutz über eine weitere optische Besonderheit. Er hat ähnlich wie der Rahmen, Lenker und Sattel funktionale Gründe und dient dazu, die Wartung und Pflege der Holland Bikes so gering wie möglich zu halten. Traditionell besteht er aus Moleskin, einem kräftigen Baumwollstoff. In den letzten Jahren hat sich jedoch der ASB-Kunststoff Kettenschutz immer mehr durchgesetzt. Dieser schützt die Fahrradkette vor Wettereinflüssen und Korrosion.

Die Gangschaltung am Hollandrad

In einer so flachen Gegend wie den Niederlanden ist Fahrradfahren für die meisten Menschen eher ein gemütliches Rollen. Deswegen sind auch Gangschaltungen nicht wirklich stark verbreitet. Sie haben sich erst spät als Bestandteil der Holland Fahrräder etabliert.

1922 entwickelte die Firma britische Firma Sturmey-Archer, die später vom taiwanesischen Unternehmen SunRace übernommen wurde , die klassische Dreigangschaltung. Aktuell sind jedoch meist Nabenschaltungen mit fünf oder sieben Gängen an einem Hollandrad zu finden. Zusätzlich sorgt eine Freilaufnabe dafür, dass sich das Pedal nicht mit den Laufrädern mit bewegt. Statt beim gemütlichen Rollen aktiv mitzustrampeln, können die Füße entspannt auf den Pedalen stehen bleiben.

Nutzung von Fahrrädern aus Holland in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland herrschen andere Vorschriften bezüglich der Verkehrssicherheit als bei unseren holländischen Nachbarn. Deshalb sind beim Fahren mit einem Holland Bike auf den hiesigen Straßen ein paar Dinge zu beachten.

Bremsen beim Hollandrad

Hierzulande müssen Hinter- und Vorderradbremse getrennt bedienbar sein. In den Niederlanden gibt es diese Vorschrift nicht. So sind die meisten Holland Räder mit zwei Trommelbremsen ausgestattet, die durch eine Stange miteinander verbunden sind. Dadurch wird die Bremskraft gleichzeitig ausgelöst.

Ein eigener Import ist dahingehend problematisch, weil das Nachrüsten einer getrennten Hinterradbremse sich schwierig gestaltet. Deswegen setzen niederländische Fahrradhersteller eine Rücktrittbremse bei exportierten Fahrrädern ein.

Beleuchtung der Holland Bikes

Die meisten Holland Fahrräder verfügen über einen Nabendynamo mit 2,4 Watt. In Deutschland sind eher 3 Watt geläufig. Die geringere Leistung reicht daher meist nur für den Scheinwerfer vorn. Das Rücklicht am Hollandrad strahlt dank einer Batterie.

Laut Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) ist diese Kombination auf unseren Straßen zulässig, wenn es sich um einen LED Rückstrahler handelt.

Die Umrüstung des Hollandrades mit einem Fahrraddynamo für das Rücklicht ist ein ganzes Stück an Arbeit. Für eine Leistung von drei Watt muss neben dem Nabendynamo auch das Vorderrad mit ausgetauscht werden.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Hollandrad?

Verglichen mit anderen Fahrrädern hat das Hollandrad viele Vorzüge, aber auch ein paar Nachteile.

Stabilität hat seinen Preis

Grundsätzlich ist das Hollandrad schwer. Der Stahlrahmen verleiht ihm zwar Stabilität, bringt aber auch stolze 20 Kilogramm auf die Waage. Fahrräder aus Holland sind also eher ungeeignet, um es jeden Tag in den Fahrradkeller zu tragen.

Durch die hohe Robustheit kippt es allerdings auch nicht so schnell. Dadurch können große Lasten transportiert werden. Es ist kein Zufall, dass Hollandräder über einen speziellen Gepäckträger mit Gummibändern verfügen oder sogar als umgebautes Lastenfahrrad zum Einsatz kommen.

Lenkung beim Hollandrad

Ein großer Lenkkopfwinkel sorgt für eine einfache Lenkung. Bei einem Holland Bike ist das anders. Hier beeinflusst ein kleiner Winkel die Lenkung und macht sie schwieriger. Damit ist ein solches Fahrrad nicht wirklich für schnelle Wendemanöver und verwinkelte Gassen geeignet. Je kleiner der Lenkkopfwinkel ist, umso größer ist jedoch wiederum die Spurtreue. Das Hollandrad bleibt so besser in der vorgegebenen Fahrrichtung.

Kontrolle und Wartung der Fahrradteile sind wichtig

Ein Kettenschutz kann unglaublich laut klappern, gerade bei Kopfsteinpflaster. Also müssen die Schrauben regelmäßig auf ihren festen Sitz geprüft werden. Durch den Kettenschutz lässt sich Zeit bei der Pflege der Kette sparen, die dafür jedoch für die Wartung des Kettenschutzes beansprucht wird.

Außerdem muss fast jedes Hollandrad für den Gebrauch in Deutschland nachgerüstet werden. Das betrifft gleich mehrere Fahrradteile wie die Bremse, die Gangschaltung und den Fahrraddynamo. Die Montage dieser Bauteile ist schwierig. Ein Fachmann kennt sich jedoch gut damit aus und gewährleistet, dass alle Modifikationen die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigen und die StVZO eingehalten wird. Empfehlenswert ist deshalb, ein solches Holland Fahrrad zu kaufen, das von vornherein für den Import nach Deutschland konzipiert wurde.

Gemütliche Touren mit dem Hollandrad

An der Nordseeküste triffst du viele Menschen, die mit einem Fahrrad aus Holland unterwegs sind. Das liegt jedoch nicht nur an der geografischen Nähe. Aufgrund seiner Trägheit ist das Hollandrad für Regionen mit vielen Steigungen eher ungeeignet. Auch die reduzierte Gangschaltung würde sich im Mittelgebirge nachteilig auswirken.

Aus diesen Gründen haben auch Stadtbewohner längst den Kult des Holland Fahrrades erkannt und nutzen es häufig in den Großstädten, um damit Lasten transportieren zu können.

Wer sich letztendlich für ein Hollandrad entscheidet, setzt vor allem auf Entschleunigung und Gemütlichkeit. Für schnelle Fahrten von einem Ort zum anderen ist es weniger praktisch. Um die Seele baumeln zu lassen und das besondere Fahrgefühl auszuprobieren, empfiehlt sich eher ein Urlaub mit dem Hollandrad an der Nordsee oder in unserem Nachbarland.

Wir wünschen dafür „Goede Reis”.

Laufräder und Fahrradteile kaufen !