Corona sei Dank: Passionierte Radfahrer freuen sich über die viele Freizeit zu Beginn der Fahrradsaison. Doch entspricht dieses Bild vom Fahrradfahren in Zeiten von Corona tatsächlich der Realität?

Fahrradfahren kann gesundheitliche Vorteile bei COVID-19 bringen

Bereits im März rief Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die deutsche Bevölkerung dazu auf, das Fahrrad in Zeiten von Corona intensiver zu nutzen – vor allem als Alternative zum ÖPNV. Doch nicht nur im Rahmen der zuletzt verhängten Kontaktsperren ist das Radfahren als Aktivität möglich und sinnvoll, sondern auch aus medizinischen Gründen.

Bei COVID-19 handelt es sich um eine Lungenkrankheit, wie der Chefarzt der Abteilung Lungenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Dr. Hans Klose, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk erklärt. Die Lunge lasse sich zwar nicht wie ein Muskel trainieren, regelmäßiges Fahrradfahren stärkt jedoch das Zusammenspiel der Lungenleistung und ihrer Durchblutung. Das gilt natürlich nicht nur für das Fahrradfahren in Zeiten von Corona. Doch im Falle einer Ansteckung gilt dann: Je fitter die Lunge im Vorfeld bereits war, umso besser kann sie eine durch das Coronavirus ausgelöste Erkrankung und deren Verlauf wegstecken.

Eine Fahrradtour mit der Familie sorgt für Entspannung in Krisenzeiten

Fahrrad fahren in Zeiten von Corona kann aber auch positiv auf die mentale Gesundheit wirken. Kurze Radtouren in der Umgebung sorgen für einen Tapetenwechsel. Wer im Homeoffice arbeitet, kann so bewusster Arbeitszeit und Feierabend voneinander trennen. Neben den üblichen Vorteilen wie der Bewegung an frischer Luft ist das Radfahren derzeit also ein immens wichtiger Impulsgeber zum Abschalten und Entspannen.

Auch für Kinder ist das Radeln in der Natur eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der Corona-Krise. Das gilt vor allem, wenn sie einen Großteil ihrer Zeit drinnen vor einem Bildschirm sitzend verbringen.

Fahrrad fahren in Zeiten von Corona: Hygiene und Abstand beachten

Fahrrad fahren mit der eigenen Familie bietet außerdem den Vorteil, dass sich Abstand und hygienische Standards relativ leicht umsetzen lassen. Da aus Gründen der Unfallvermeidung sowieso mit einiger Distanz zueinander gefahren wird, sind auch die empfohlenen zwei Meter Mindestabstand spielend leicht einzuhalten. Jedes Familienmitglied hat außerdem sein eigenes Rad. Es wird nicht untereinander getauscht, wodurch sich die Übertragung von Viren und Bakterien in Grenzen hält.

Muss ich beim Fahrradfahren während der Corona-Krise eine Maske tragen?

Derzeit besteht keine generelle Maskenpflicht beim Fahrradfahren in Deutschland. Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung besteht jedoch überall, wo Fußgänger einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen, auch für Fahrradfahrer die Pflicht zum Tragen einer Maske. Allerdings haben einige Städte, etwa Köln, bestimmte Bereiche markiert, in denen ausdrücklich keine Maskenpflicht gilt. Wir empfehlen, sich auf der Webseite der jeweiligen Kommune über die genauen Regelungen vorab zu informieren, da sich die Regelungen jederzeit ändern können.

Bleibt allerdings noch die Frage, ob das Tragen einer Maske beim Fahrradfahren in Zeiten von Corona sinnvoll ist. Handelt es sich beim Radfahren eher um ein soziales Ereignis in der Gruppe, sind Masken durchaus angebracht, so Dr. Klose. Beim Training im Amateur- oder Profibereich seien sie dagegen wahrscheinlich eher störend. Außerdem sei dort das virale Infektionsrisiko anders zu bewerten.

Auch Professor Bert Blocken, Gebäudephysiker und Aerodynamiker von der Universität Eindhoven, bestätigt diese Sichtweise: Wer allein und schnell fährt, überholt einen anderen Radfahrer nur kurz. Es ist allerdings etwas völlig anderes, stundenlang hinter einer Person zu fahren. Doch wie hoch ist das Verkehrsaufkommen auf den Radwegen eigentlich derzeit?

Frau mit Maske auf Fahrrad

Eine Frau mit Atemschutzmaske fährt auf dem Rad auf einer menschenleeren und autofreien Straße durch die Stadt.

Homeoffice und Kurzarbeit sorgt für niedriges Verkehrsaufkommen

Aufgrund der vielen Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus kam es in den letzten Wochen zu erheblich weniger Autoverkehr auf Deutschlands Straßen. Laut ADAC habe sich zum Beispiel die Anzahl der berufstätigen Pendler halbiert. Das gilt nicht nur für die Benutzung von PKW oder dem ÖPNV. Es sind auch deutlich weniger Radfahrer draußen unterwegs. So nutzen lediglich 35 Prozent der Befragten ihr Rad genauso häufig wie vor der Corona-Krise, berichtet der ADAC. Stattdessen erleben Indoor-Cycling-Apps wie Zwift einen Boom.

Obwohl im Moment weniger Menschen beruflich gesehen mit dem Fahrrad unterwegs sind, steigt die Zahl der Freizeitradler. Der gerade stattfindende Aufwärtstrend bei den Verkaufszahlen für Fahrräder und Zubehör macht dies deutlich. Es ist also davon auszugehen, dass jetzt nach dem vorläufigen Ende der Ausgangsbeschränkungen deutlich mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sein werden. Der Radverkehr nimmt anders als bislang voraussichtlich spürbar zu.

Fahrrad fahren in Zeiten von Corona – kommt jetzt die Verkehrswende?

Deswegen sehen Verbände wie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) oder der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die Corona-Pandemie als richtungsweisend für die Verkehrswende. Außerdem bringt eine Ende April 2020 in Kraft getretene Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) erhebliche Neuerungen für Radfahrer. Dazu zählen unter anderem neue Verkehrszeichen wie der Grünpfeil zum Abbiegen für Radler oder die Fahrradzone.

Die genannten Verbände wollen daher die Förderung des Radfahrens noch intensiver vorantreiben. Darauf machen sie zum Beispiel durch Aktionen wie Pop-up-Bike-Lanes aufmerksam. So lassen sich die positiven Signale zum Fahrrad fahren in Zeiten von Corona auch auf die Zukunft übertragen.

Tipps zum Verhalten beim Radfahren in der Corona-Zeit

  • Fahrradfahren in der Gruppe vermeiden
  • Abstand von 1,5 Meter zu anderen Radfahrern oder Fußgängern halten
  • überfüllte Plätze, Straßen oder Wege möglichst umfahren
  • an Ampeln hintereinander und nicht nebeneinander warten
  • nach dem Radfahren gründlich die Hände waschen
  • Helm tragen und Unfallrisiken entgehen, um medizinische Versorgung nicht zusätzlich zu belasten

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