Das Bonanzarad besitzt Kultstatus. Wer in den 1970er Jahren aufgewachsen ist, besaß eins dieser Räder oder wollte damit fahren. Wir haben uns mit dem kultigen Zweirad genauer beschäftigt. Begleite uns auf der Spurensuche und erfahre, was dieses Bike damals und heute so besonders macht.
Was ist ein Bonanzarad?
Das Bonanzarad ist ein Fahrrad, das vor mehr als 60 Jahren auf den Markt kam und in kürzester Zeit einen Kultstatus erreichte. Bonanza ist der Name der Marke. Mit der ebenfalls populären Westernserie Bonanza hatte das Fahrrad nichts zu tun. Der Name entwickelte sich jedoch zum Synonym einer ganzen Gattung von Fahrrädern. Das Bonanzarad entstand an der amerikanischen Westküste.
Latino-Kids schraubten Sitze auf ihre Räder und verschafften diesem Fahrrad-Typ die erste Aufmerksamkeit. Die Räder wurden danach zuerst in den USA bekannter und kamen ab 1970 auch nach Europa. In Deutschland setzte sich Bonanzarad als Name durch, während in anderen Ländern wie Österreich auch Begriffe wie „High Riser“ oder „Polo-Rad“ aufkamen.
Bonanzarad: Rad für Kinder oder auch Erwachsene?
Ursprünglich war das Bonanzarad als Kinderrad konzipiert. Es wurde jedoch schnell auch unter Jugendlichen und Erwachsenen zum Kult-Fahrrad. Kinder und Jugendliche in den USA gaben den Ausschlag, dass dieser spezielle Fahrrad-Typ in Produktion ging. Sie ließen sich von der Tuning-Kultur an Autos und Motorrädern der 1950er und 1960er Jahre inspirieren und frisierten ihre Fahrräder mit An- oder Umbauten auf.
Ein Ingenieur des Fahrradherstellers Schwinn entdeckte diesen Trend. Wenig später brachte der Hersteller mit dem Schwinn Sting-Ray das erste Bonanzarad auf den Markt. Es folgten weitere Hersteller und Modelle. 1968 lief das erste Sting-Ray in Deutschland vom Band. Kynast aus Quakenbrück fertigte diese Kopie, die durch den Versandhändler Neckermann unter der Marke Bonanza bundesweit vertrieben wurde.
Merkmale des Bonanzarads
Es gibt viele Gründe, warum dieser Fahrrad-Typ so beliebt werden konnte. Wer das Bonanzarad aus seiner Kindheit kennt, erinnert sich an den Bananensattel. Der Sattel des Bonanzarads ist deutlich länger als ein gewöhnlicher Fahrradsattel. Mit seiner Form erinnerte er an eine Banane und seine Lehne machte den Sattel einzigartig. Das zweite auffällige Merkmal des Fahrrads ist der zweiteilige Hirschgeweih-Lenker. Er zeichnet sich durch seine langgezogene V-Form aus. Als weiteres Bestandteil sticht die Gabel am Vorderrad hervor, die eine imitierte Federung darstellt.
Mehr als ein zu kurz geratener Chopper
Das Bonanzarad besitzt eine 3-Gang-Nabenschaltung, die im Fahrradrahmen mittig auf den beiden schmalen Oberrohren angebracht ist. Sie ähnelt einer Schaltung beim Auto. Im Kontrast zum langen Sattel und dem übergroßen Lenker stehen die kleinen Laufräder. Sie sind 20 Zoll groß und verleihen dem Bonanzarad ein kompaktes Erscheinungsbild. Das verwundert nicht, denn zur Zielgruppe gehörten zuerst Kinder. Kritiker waren der Meinung, dass Rad erinnere an das Bild eines zu kurz geratenen Choppers.
Kult-Bike durch Fuchsschwanz optisch aufgewertet
Wer ein Bonanzarad besaß, wollte nicht nur auf dem Bananensattel und mit Chopper-Lenker von einem Ort zum anderen Fahren. Neben der Funktionalität als Fahrrad stand auch die Optik im Mittelpunkt. Es ging darum, sein Bonanzarad zu präsentieren. Dazu gehörte, das Rad mit Zubehör visuell aufzupolieren.
So kamen am Kult-Fahrrad auch Fuchsschwänze, Spiegel, verchromte Hupen, Wimpel am Lenker, besondere Lampen, Katzenaugen und andere Reflektoren zum Einsatz. Mancher Besitzer verschönerte sein Bike sogar mit einen Tacho oder Mercedes-Stern. Die Devise lautete, cool zu wirken und aufzufallen. Dafür steckte in einer Speiche schon mal ein Bierdeckel oder Spielkarten.
Bonanzarad kaufen: So findest du noch dein Exemplar
Du möchtest jetzt ein Bonanzarad kaufen? Dann musst du stark sein, denn der Oldtimer wird heute nicht mehr hergestellt. Schuld daran ist das Aufkommen von BMX-Rädern, die in den 1980er Jahren bei jungen Menschen populärer wurden. Ein anderer Grund für das fallende Interesse waren technische Mängel, die das Bonanzarad nicht mehr konkurrenzfähig machten.
Der Kult um das Rad ist jedoch nie ganz erloschen. In der Fahrradszene ist Bonanza als Marke nach wie vor jedem Biker ein Begriff. Es gibt viele Liebhaber, die sich dem Oldtimer verschrieben haben und alte Bonanzaräder aufpolieren. So findest du auf Portalen wie Ebay oder Ebay Kleinanzeigen mit etwas Glück und Geduld bei der Suche gepflegte Bonanzaräder gebraucht zum Kauf. Alternativ ist vielleicht auch ein Lowrider-Bike für dich interessant.
Abhängig vom Zustand und Standort des Fahrrads musst du mit Preisen zwischen 200 Euro und 650 Euro rechnen. Einzelmodelle oder Bikes mit besonderer Ausstattung und Optik kosten wesentlich mehr. Günstig sind dagegen Modelle mit einem erhöhten Reparaturbedarf, die für unter 200 Euro erhältlich sind. Es schadet auch nicht, den Fahrradhändler deines Vertrauens auf Bonanzaräder anzusprechen. Er kennt sich in der Szene aus und hat vielleicht einen Insider-Tipp für dich.
Ersatzteile für Bonanzaräder
Neben gebrauchten Fahrrädern der Marke Bonanza findest du Ersatzteile und Zubehör über das Internet. Suche hier auch nach NewOldStock-Teilen (kurz NOS-Teile genannt). Es handelt sich dabei um unbenutzte originale Bauteile aus den 1970er Jahren, die du über gängige Online-Plattformen erhältst. Damit reparierst du ein gebrauchtes Bonanzarad und verschaffst ihm einen neuen Style.
Christoph Dieckmann, ein Fahrradmonteur aus Köln und in der Szene bekannt als Crazy D., hat auf diese Weise im September 2019 nach zwei Jahrzehnten ein verrücktes Projekt beendet. Er schraubte ausschließlich aus NOS-Teilen und mit Original-Bauplänen hunderte Bonanzaräder neu zusammen und verkaufte sie. Diese Geschichte zeigt, wie viel Leidenschaft das Bonanzarad bei seinen Fans erzeugt.
Ein weiteres Beispiel für diese Liebe ist Jörg Maltzan, der rund 100 Bonanzaräder gesammelt hat und ein gefragter Experte zum Thema ist. Mit anderen Autoren hat er eine Bonanzarad-Bibel herausgebracht: Von Bananensattel & Sissybar bis Pornoschaltung.
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